Youstif M’Bok (Zum Schutz der Person wurde der Name geändert)
Er stammt aus dem englischsprachigen Teil Kameruns, wurde am 8.12.1966 geboren.
Die englischsprachige Minderheit stellt etwa ein Fünftel der Bevölkerung, die Mehrheit spricht Französisch. Die Rechte als Minderheit wurden mit den Jahren immer weiter beschnitten, während die französischsprachige Mehrheit des Landes sicht mit ihrer Sprache, ihrem Verwaltungs- und Rechtssystem immer weiter durchsetzte. Dadurch fühlten wir uns als englischsprachige Minderheit übergangen und benachteiligt.
Ich will bleiben. Ich will lernen.
Ein Erlebnisbericht.
Ich habe in meiner Heimat Mathematik studiert und 6 Jahre lang auf diversen Bohrinseln weltweit als Offshore Industriemechaniker gearbeitet. Ebenfalls war ich als Mathematiklehrer tätig.
In meiner Heimat war ich verheiratet und ich hatte damals 5 Kinder. Eines meiner Kinder ist zwischenzeitlich verstorben. Meine damalige Ehefrau sowie meine Kinder leben noch immer in Kamerun.
Im Jahr meiner Verhaftung in Kamerun betrieb ich einen Kopierladen. Dort hatte ein Aktivist der anglophonen Separatistenbewegung Flugblätter kopiert. Einige Zeit später wurde ich in einem Sammeltaxi von der Polizei kontrolliert, wobei Sie meinen Namen direkt in Zusammenhang mit dem Aktivisten brachten und mich verhafteten.
Man warf mir u.a. meine Mitgliedschaft im SCNC (Southern Cameroun National Council) vor. Im Gefängnis wurde ich gefoltert. Man wollte mich zwingen, Informationen über die
Anhänger der Separatistenbewegung preiszugeben.
Ich wurde von Dezember 2010 bis Februar 2011 inhaftiert. Während der Haft erkrankte ich an Tuberkulose und wurde in ein Krankenhaus überführt. Ein Familienangehöriger, der als Militäroffizier arbeitete, konnte mir nach dem Krankenhausaufenthalt helfen, unter Angabe einer anderen Identität das Land zu verlassen.
In meinem Heimatland wurde ich als verstorben gemeldet. Ich flog von Yaounde nach Brüssel. Nach meiner Ankunft in Brüssel beantragte ich Asyl und kam zunächst in das Flüchtlingslager Houtalen-Helchteren in der Nähe von Hasselt. Später wurde ich in das Flüchtlingslager Oignies in der Nähe von Couvin überführt. Hier erhielt ich den Ablehnungsbescheid meines Asylantrags.
Danach schlug ich mich durch und lebte sozusagen auf der Straße. In dieser Zeit lernte ich meine heutige Ehefrau kennen. Sie ist Ungarin und arbeitete zu der Zeit im medizinischen Bereich in Deutschland. Sie zog nach Belgien, um hier eine Arbeit zu finden und mit mir zusammen ein neues Leben zu beginnen. Wir beschlossen zu heiraten. Dies war aber in Belgien nicht direkt möglich, da meine Frau noch keine Arbeit gefunden hatte. Ich konnte meine Situation nicht regularisieren und ich war immer noch illegal im Land. Kurz vor dem Termin, an dem ich zusammen mit meiner zukünftigen Ehefrau bei den belgischen Behörden vorsprechen und meine Situation darlegen wollte, in der Hoffnung, dass mir eine Duldung gewährt würde, wurde ich bei einer polizeilichen Kontrolle im Mai 2016 aufgegriffen und im Juli 2016 in mein Heimatland abgeschoben.
Bei meiner Ankunft in Yaounde wurde ich zunächst in Anwesenheit der belgischen Polizeibeamten, die mich auf dem Flug begleiten mussten, von der kamerunischen Polizei verhört. Ich hatte sehr große Angst davor, was mir dort widerfahren würde, sobald mich die belgischen Beamten auf der kamerunischen Polizeiwache allein mit den kamerunischen Beamten ließen. Mein großes Glück war, dass mich meine Familie abholen konnte, und dass sie den Beamten eine gewisse Geldsumme bezahlen konnten.
So musste ich nicht ins Gefängnis. Später haben meine jetzige Ehefrau und ich in Kamerun geheiratet. Im April 2018 konnte ich zu meiner Ehefrau im Rahmen der Familienzusammenführung nach Belgien reisen und bekam eine Aufenthaltserlaubnis. Ich sehe meine Zukunft ausschließlich hier in Belgien. Jemals nach Kamerun zurückzukehren stellt für mich keine Option dar.
Im Moment lerne ich Deutsch. Ich möchte mein Deutsch soweit perfektionieren, dass ich eventuell eine Weiterbildung in deutscher Sprache im Bereich Industriemechanik oder auch in einem anderen technischen Beruf machen kann.