Gibt es ein Leben ohne Plastik ?

Quelle : Verbraucherzentrale NRW, Mintropstrasse, Düsseldorf

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden weltweit nur rund 1,7 Millionen Tonnen Kunststoffe pro Jahr hergestellt – heute sind es über 335 Millionen Tonnen. Mehrere hundert Jahre braucht die Natur, um es wieder abzubauen. Ist ein Leben ohne Plastik überhaupt noch möglich ? Die vorliegenden Informationen wurden der KAP freundlicherweise von der Verbraucherzentrale NRW zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns für diese freundliche Geste. Nachstehend die Informationen in leicht gekürzter Form. Ausführliche Informationen erhalten Sie unter https://www.verbraucherzentrale.de/leben-ohne-plastik-antworten-auf-haeufige-fragen-26549  Bei Nachfragen stehen Ihnen auch die Mitarbeiter der VZ NRW gerne zur Verfügung. Ein besonderer Dank geht an Frau Dr. Kerstin Etzenbach-Effers für ihr freundliches Entgegenkommen.

EU verbietet Einwegplastik

Besteck, Geschirr, Strohhalme, Wattestäbchen, Essstäbchen, Styropor-Essensverpackungen: Diese Gegenstände sollen ab 2021 in der EU verboten sein oder erheblich reduziert werden.

Unterhändler des EU-Parlaments haben sich am 18. Dezember 2018 mit den Staaten auf eine entsprechende Regelung geeinigt. Die Staaten müssen noch zustimmen, was aber als Formalie gilt. Das EU-Parlament hatte im Oktober einen entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission vom Mai 2018 abgenickt. Verboten werden sollen folgende Einmal-Gegenstände:

  • Plastikbesteck (Gabeln, Messer, Löffel und Essstäbchen) und Plastikgeschirr (Teller, Schalen) sowie Plastikstrohhalme
  • Verpackungen für warme Speisen und Getränke aus Styropor (Polystyrol)
  • Wattestäbchen aus Plastik

Erheblich reduziert werden sollen Einmal-Essensverpackungen und Einmal-Becher aus Plastik sowie deren Zubehör. Ab 2030 sollen sämtliche Plastikflaschen zu mindestens 30 Prozent aus recyceltem Material bestehen.

Auf einigen Produkten mit gewissem Kunststoff-Anteil soll es ab 2021 Hinweise geben, die über negative Umweltauswirkungen informieren. Zu solchen Produkten zählen zum Beispiel Feuchttücher. Ziel der Maßnahmen ist es, die Verschmutzung der Meere einzudämmen. Schließlich erzeugen laut der EU-Kommission allein wir Europäer pro Jahr 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfall.

Welche Kunststoffe sind besonders problematisch?

  • PVCBesonders problematisch ist der Kunststoff PVC, da zu seiner Herstellung giftiges Chlor benötigt wird. Wird PVC nicht heiß genug verbrannt, können aus diesem Kunststoff Dioxine entstehen, die extrem giftig sind. Um PVC elastisch zu machen, wie es beispielsweise für Kabelummantelungen erforderlich ist, werden heikle Weichmacher zugesetzt, die nicht fest an den Kunststoff gebunden sind und wieder freigesetzt werden können.

 

  • Polytetrafluorethylen (PTFE), bekannter als Teflon : Bei der Produktion von PTFE wurden giftige Schadstoffe eingesetzt, die die Umwelt dauerhaft belasten. Ebenfalls gelangte in Bayern PFOA in Wasser und Boden. PFOA schädigt das Immun- und Hormonsystem, ist fruchtschädigend und kann Krebs auslösen. Der Kunststoff PTFE selbst kann nur durch Verbrennung zerstört werden. Eingesetzt wird PTFE als Antihaftbeschichtung bei Pfannen und Backformen oder als Membran in Outdoorjacken. Wird PTFE über 360 °C erhitzt, werden giftige Dämpfe freigesetzt.

 

  • Polycarbonat und Epoxidharze : Polycarbonat und Epoxidharze werden aus Bisphenolen wie Bisphenol A hergestellt. Bisphenol A steht auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe, weil es das Hormonsystem schädigen kann. In Babyflaschen ist Polycarbonat seit Jahren verboten. Polycarbonat kommt häufig als harter, durchsichtiger Kunststoff in der Küche oder in Spielzeug zum Einsatz.

Welche Zusätze in Kunststoffen sind schädlich?

Oft ist nicht der Kunststoff selbst gesundheitsschädlich sondern dessen Zusatzstoffe wie bestimmte UV-Stabilisatoren, Weichmacher oder Flammschutzmittel. Leider bleiben diese Zusatzstoffe oft nicht einfach im Kunststoff, sondern werden wieder freigesetzt und gehen in die Raumluft, den Hausstaub oder sogar in Lebensmittel über. Auf diese Weise oder über Hautkontakt gelangen sie in unseren Körper. So wurden beispielsweise Abbauprodukte von Weichmachern im Urin von Kindergartenkindern nachgewiesen.


Weichmacher : Wenn sich ein Kunststoff beim Anfassen weich und elastisch anfühlt und unter Druck nachgibt, lohnt es sich herausfinden, ob es sich um PVC handelt. Falls ja, sind Weichmacher im Einsatz. Diese dienen dazu, eigentlich spröde und harte Kunststoffe wie PVC weich und elastisch zu machen. Da viele Weichmacher nicht fest an den Kunststoff gebunden sind, können sie auch wieder freigesetzt werden. Als Weichmacher genutzt werden etwa Ester der Phthalsäure (Phthalate), der Zitronensäure (Citrate) oder der Adipinsäure (Adipate). Einige Vertreter aus der Gruppe der Phthalat-Weichmacher wurden von der europäischen Chemikalienagentur (ECHA) bereits in die Liste der „besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC)“ aufgenommen, weil sie schädigend auf das Hormonsystem wirken und die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden können.

Wo kommen Weichmacher vor? 98 % der Weichmacher werden in PVC eingesetzt. Auch Polystyrol oder Polyurethan (TPU) kann Weichmacher enthalten. Verdächtige Produkte sind weiches Plastikspielzeug für Kinder wie Wasserbälle oder Puppen, Hundespielzeug aus Kunststoff, Luftmatratzen, , Produkte im Elektronikbereich. Silikon ist auch weich, enthält aber keine Weichmacher. In Lebensmittelverpackungen werden seltener Weichmacher verwendet. Auch in PET-Getränkeflaschen wird kein Weichmacher eingesetzt. In den PVC-Dichtungen einiger Schraubglasdeckel werden aber Phthalat-Weichmacher eingesetzt. Folgende Kunststoffe kommen immer ohne flüchtige Weichmacher aus: PE (Polyethylen) und PP (Polypropylen).

Wie gefährlich sind Weichmacher? Besonders Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate schaden der Gesundheit ‒ Leber, Nieren und Hoden können angegriffen werden. Für einige Phthalate wie beispielsweise DEHP ‒ Di(2-ethylhexyl)phthalat ‒ ist eine hormonartige Wirkung nachgewiesen. Sie können die Fähigkeit zur Fortpflanzung beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen.

Was ist Bisphenol A (BPA)? Bisphenol A ist vor allem dadurch bekannt geworden, dass es in sehr vielen Produkten, wie etwa in Camping- und Mikrowellengeschirr sowie Kofferhüllen enthalten ist. Es ist ein Grundbaustein des Kunststoffs Polycarbonat. Beim Erhitzen oder wenn der Kunststoff nicht sorgfältig produziert wurde, kann es sich daraus lösen. BPA kann das Hormonsystem stören und daher vor allem in sensiblen Entwicklungsphasen von Kindern Schäden anrichten. Mögliche Folgen sind eine gestörte Geschlechtsentwicklung und Zeugungsunfähigkeit. Zudem kann Bisphenol A schädigend auf Leber, Niere und Brustdrüse wirken.  BPA wurde im Januar 2018 wegen seiner schädigenden Wirkung auf das Hormonsystem in die Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe aufgenommen.

Wo kommt BPA vor? BPA wurde früher zur Herstellung von Babyflaschen aus Polycarbonat benutzt. Dies ist mittlerweile verboten. Babyflaschen aus Polypropylen (PP) und aus Glas sind frei von Weichmachern. In der Kunstharzbeschichtung von Konserven- oder Getränkedosen ist BPA jedoch weiterhin erlaubt.

In so genannten Epoxydharzen wie zum Beispiel einigen Lacken, Faserverbundwerkstoffen und Klebern ist BPA ein wichtiger Bestandteil. Außerdem wird es als Antioxidationsmittel von Weichmachern eingesetzt.

Als Farbbildner findet man BPA auch in vielen Thermodruckpapieren. Darunter sind beispielsweise Kassenbons und Fahrkarten aus dem Automaten. Diese Papiere sollten daher auf keinen Fall ins Altpapier gegeben werden, damit BPA nicht ins Recyclingpapier gelangt.

Wie schädlich sind Flammschutzmittel? Flammschutzmittel sollen Schaumstoffe in Baumaterial, Sitzmöbeln, Matratzen oder Autos sowie Teppichböden, Elektrokabeln und Gehäusen von Computern oder Fernsehern davor bewahren, schnell Feuer zu fangen. Auch diese Stoffe können aus dem Kunststoff entweichen und finden sich etwa in der Innenraumluft und im Hausstaub wieder. Einige dieser Flammschutzmittel schädigen das menschliche Nervensystem, können unfruchtbar machen oder gelten als krebserregend. Die Kennzeichnung „FR“ für „Flame retardant“ weist darauf hin, dass im Kunststoff Flammschutzmittel enthalten sind.

Tipps für umwelt- und gesundheitsbewusste Verbraucher

Einkaufen ohne Verpackungsmüll: Europaweit gehören auch wir zur Spitzengruppe bei der Menge von Verpackungsmüll. Besorgniserregend ist die Zunahme beim Plastikmüll. Auch wenn manche Händler das so darstellen: Papier ist nicht immer eine umweltfreundliche Alternative. Plastik ist dabei ein besonders großes Problem: Gelangt er durch falsche Entsorgung  in die Natur, wird er nur sehr langsam zersetzt. Ein eigentlicher Abbau findet nicht statt. Winzige Plastikpartikel, sog. Mikroplastik, sind wasserunlöslich, schwer abbaubar und können sich in Organismen anreichern. Dazu einige Tipps der VZ NRW :

Plastik im Alltag vermeiden: Ganz auf Plastik verzichten können wir im Alltag sicher nicht. Für viele Gegenstände aus Kunststoff gibt es aber umweltfreundliche Alternativen. Gerade Wegwerf-artikel wie Einweggeschirr und Einwegbesteck und aufwändige Geschenkverpackungen kann jeder vermeiden. Dazu folgende Überlegungen der VZ NRW :

Alternativen zu Plastik: Bio-Kunststoffe, besser bezeichnet als Agrokunststoffe, werden in Kompostwerken als Störstoff aussortiert. Sie werden nur abgebaut, wenn eine bestimmte Temperatur erreicht wird – das passiert beim heimischen Kompost nicht. Papiertüten sind nur dann eine empfehlenswerte Alternative, wenn sie aus recyceltem Material hergestellt wurden. Antworten der VZ NRW auf folgende Fragen :

To-go-Verpackungen schaden der Umwelt: Auch pflanzliche Materialien wie Palmblätter, Zuckerrohr und Holz für To-go-Behälter sind in der Herstellung energieaufwändig und landen in der Regel in der Müllverbrennung. Ökologischer sind Mehrwegverpackungen. Wir geben Tipps für Materialien, die keine Schadstoffe an Lebensmittel abgeben.  Viele Geschäfte sind inzwischen auf eigene Behälter und Kaffeebecher eingestellt – manchmal können Sie dann sogar Geld sparen. Mehr Infos dazu unter :

Coffee to go: 130 Einwegbecher für Limo, Bier, Kaffee oder Tee nutzt und entsorgt statistisch gesehen jeder Verbraucher in Deutschland pro Jahr. Die beliebten Verpackungen sind eine der Ursachen, warum die Menge des Verpackungsmülls seit Jahren wächst. Das dürfte in Belgien nicht viel anders sein. Dazu gibt die VZ NRW folgende Informationen :

Mehrweg oder Einweg: Früher mal war das Pfand ein eindeutiges Merkmal für Mehrweg-Verpackungen, ebenso konnte man nur Mehrweg-Fla­schen in Kästen kaufen. Heute ist beides auch für Einweg-Verpackun­gen möglich.  Muss das sein ? Nachstehend die Überlegungen der VZ NRW:

Kosmetik und unerwünschte Wirkungen: Ob Lippenstift, Deo, Rasierschaum oder Zahnpasta – das Angebot an Kosmetik ist vielfältig. Das Wichtigste in Kürze: Die Inhaltsstoffe eines Kosmetikproduktes finden Sie auf der Verpackung unter dem Stichwort „Ingredients“. Kosmetikwerbung verspricht oft mehr, als das Produkt hält. Sichtbare Falten lassen sich nicht „wegcremen“. Bei unerwünschten Wirkungen wie Hautausschlägen sollten Sie zum Arzt gehen. Er kann herausfinden, welcher Inhaltsstoff die Hautreaktion verursacht hat, damit Sie diese Substanz in Zukunft vermeiden können. Des Rätsels Lösung verspricht die VZ NRW:

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